1915

Auf Westerholt werden immer mehr Frauen eingestellt

Sofort nach der Mobilmachung zum ersten Weltkrieg fehlten im Ruhrgebiet tausende Arbeiter. Also übernahmen Frauen das Ruder. Sie arbeiten unter harten Bedingungen und oft in langen Schichten. Trotzdem war die Arbeit für viele attraktiv.

Ab 1915 werden auf der Zeche Westerholt immer mehr Frauen eingestellt, um den akuten Mangel an Arbeitskräften zu kompensieren. Mitten im Ersten Weltkrieg fehlen zahlreiche Männer, die an die Front geschickt wurden. Um die Kohleförderung aufrechtzuerhalten, greifen die Zechen verstärkt auf Frauen zurück.

Die Arbeiterinnen übernehmen verschiedene übertägige Aufgaben wie die Arbeit in der Sieberei, auf den Holzplätzen, in der Kokerei und in den Kraftwerksanlagen. Sie arbeiten in 8- bis 12-Stunden-Schichten, oft unter harten Bedingungen.

Frieda Kreszewinski erinnert sich:
"Mit 19 Jahren war ich noch stark. Trotzdem war es bei den schweren Arbeiten auf den Kokerei Bergmannsglück und später Westerholt kein Zuckerschlecken, den glühenden Koks, der aus den Öfen kam, mit großen Gabeln auf Loren zu laden, die dann in bereitstehende Waggons gekippt wurden. Es wurden auch des öfteren Wagen zu den Kesselhäusern geschoben. Fiel Koks vom Wagen, mussten wir schnell wieder alles aufladen. Manchmal standen uns die Tränen in den Augen, besonders wintertags, wenn es bitterkalt war. Aber ich nahm diese Strapazen in Kauf, weil es auch etwas mehr Geld brachte als in anderen, frauenüblichen Berufen. Meistens erhielten wir den gleichen Lohn wie die Männer. Duschen und Toiletten waren natürlich getrennt. Die Werksleitungen wollten dem Sittenverfall keinen Vorschub leisten. Nach Beendigung des Weltkrieges kamen 1918 wieder viele Soldaten heim. Bis zum November 1919 war ich noch auf der Kokerei beschäftigt, wurde dann aber wegen der heimkehrenden Männer entlassen."

Frieda Kreszewinski (obere Reihe, 3. von rechts) mit weiteren Arbeiterinnen während des Ersten Weltkriegs, zwischen 1916 und 1918
Frieda Kreszewinski (obere Reihe, 3. von rechts) mit weiteren Arbeiterinnen während des Ersten Weltkriegs, zwischen 1916 und 1918 (Bildquelle: Festschrift 100 Jahre Bergwerk Lippe, 2007, S. 38)

Trotz der Entlassungswellen nach dem Krieg bleiben viele Frauen in den folgenden Jahren weiter beschäftigt, da die Zahl der heimkehrenden Soldaten oft nicht ausreicht, um den Arbeitskräftemangel zu decken. Erst ab 1920 sind Frauen nur noch als Putzfrauen geduldet.

Quelle:

Festschrift 100 Jahre Bergwerk Lippe, 2007, S. 38

1912
Westerholt erzeugt eigenen Strom – allerdings ziemlich teuer
1920
Zeche Westerholt knackt Millionenmarke
Zechenstraße
Kesselhaus
Kokerei
Sieberei und Kohlenwäsche
Frauen
Körperliche Schäden