Ausgerüstet mit einem neuen Förderturm und einem deutlich größeren Förderkorb, ermöglicht Schacht 1 ab 1991 den Transport großer und schwerer Bauteile, die in den wachsenden und immer tiefer liegenden Bereichen des Bergwerks dringend benötigt werden.
Die Entscheidung, Schacht 1 umfassend zu modernisieren, fiel angesichts der immer anspruchsvolleren Anforderungen an den Materialtransport. In der Vergangenheit führte die Enge des alten Schachts zu erheblichen Einschränkungen, da der Transport über den Hauptförderschacht Schacht 3 erfolgen musste. Dort blockierte der Materialtransport die Kohlenförderung und das Risiko von Beschädigungen war hoch.
Jetzt, mit dem umgebauten Schacht 1, der bis zur neuen 5. Sohle in 1.180 Metern Tiefe reicht, kann die Zeche Westerholt effizienter und sicherer arbeiten. Doch trotz aller Bemühungen ist der Bergbau im Ruhrgebiet längst von staatlichen Subventionen abhängig.
Denn die Umbauarbeiten am Schacht waren ein teures und technisch anspruchsvolles Großprojekt. Zunächst wurde die alte hölzerne Führungseinrichtung, die den Förderkorb sicher durch den Schacht lenkte, durch eine stabilere und langlebigere Konstruktion aus Stahl ersetzt. Das Füllort, eine Art Haltestelle im Schacht, wo Kohle und Material umgeschlagen werden, wurde auf der 3. Sohle ebenfalls modernisiert: Das alte Mauerwerk wich einem stählernen Ausbau, der mit Beton hinterfüllt wurde, um zusätzliche Stabilität zu schaffen. Im zweiten Bauabschnitt ab Juni 1987 wurde der Schacht bis zur 4. Sohle vertieft. Dazu kam eine Einbobinenfördermaschine zum Einsatz – ein großes Seilwinden-System, das einen Kübel (eine Art riesigen Eimer) in den Schacht beförderte, um das abgetragene Material nach oben zu transportieren. Auf der 4. Sohle wurde dann eine stählerne Schachtglocke eingebaut, die den Schacht gegen Einstürze absichert und die Stabilität verbessert. Der dritte Bauabschnitt ab 1989 führte die Arbeiten noch tiefer: Von der 4. zur 5. Sohle wurde der Schacht bis auf 1.180 Meter Tiefe erweitert. Dazu wurde oberhalb der 4. Sohle eine Sicherheitsbühne installiert, um die Arbeiter und die Baustelle zu schützen. Zudem wurde eine leistungsstarke Doppelbobinenfördermaschine montiert, die effizienter und stärker war als die zuvor verwendete Einbobine. Die Schachtglocke und die Füllörter auf der 5. Sohle wurden nach der modernen Neuen Österreichischen Tunnelbauweise gefertigt: Dabei werden Stahlanker und Spritzbeton verwendet, um die Wände sofort zu stabilisieren und Belastungen durch den Gebirgsdruck aufzufangen.
Parallel zu den Arbeiten im Schacht wurde ein neuer, 72,5 Meter hoher Förderturm errichtet. Dieser Turm enthält eine Turmfördermaschine, die direkt über dem Schacht positioniert ist. Der Turm ist mit robusten Trapezblechen verkleidet, die ihn bis heute vor Witterungseinflüssen schützen. Seit Ende 1991 ist Schacht 1 wieder in Betrieb, nun als hochmoderner Schacht für Materialtransporte. Der neue Förderkorb, 4,50 Meter lang und 1,50 Meter breit, kann bis zu 30 Tonnen Nutzlast transportieren. Dank Langwagen und Zusatzeinrichtungen können auch große Bauteile wie 8 Meter lange Schienen sicher transportiert werden – eine erhebliche Verbesserung gegenüber der früheren Kapazität.
Helmut Madynski, Bergwerk Westerholt. Zur Bergbaugeschichte im Buerschen Norden, Haltern 1994, S. 58
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